Es gibt Rezepte, die tragen eine ganze Familiengeschichte in sich. Dieses hier ist so eines – ein echtes Herzensrezept. Mein Opa hat es schon als Kind gegessen, in einer Zeit, in der es nicht viel gab. Und auch wenn es früher ein sogenanntes „Arme-Leute-Essen“ war, koche ich es heute noch regelmäßig für meine Familie. Es erinnert mich an meine Großeltern, an das, was wirklich zählt – und das Schönste ist: Selbst meine Kinder lieben es. Ein einfaches, warmes Essen mit geröstetem Getreide, Milch, Butter und einem Eigelb – mehr braucht es manchmal nicht.

Für meinen Großvater war dieser Brei ein Alltagsessen – einfach, nährend und wärmend. Damals wurde das Musmehl mit Wasser aufgekocht, weil es schlichtweg nicht mehr gab. Das kleine Stückchen Butter, das am Ende obenauf kam, war das Highlight – ein winziger Luxus in schwierigen Zeiten. Meine Großmutter hat das Rezept später ein wenig angepasst. „So arm sind wir ja heut nimmer“, sagte sie immer, wenn sie das Musmehl nicht mit Wasser, sondern mit Milch kochte. Am Schluss gab sie noch ein Eigelb hinein – für den Geschmack, für die Kraft, und vielleicht auch ein bisschen aus Liebe. Das Stückchen Butter aber, das durfte niemals fehlen.
Was ist Musmehl eigentlich?
Musmehl ist im Grunde nichts anderes als geröstetes und anschließend fein gemahlenes Getreide. Traditionell wurde dafür Nacktgerste verwendet – ein besonders ursprüngliches, leicht verdauliches Getreide, das sich gut rösten lässt. Doch man kann auch andere Sorten nehmen: Dinkel, Hafer oder Einkorn eignen sich besonders gut, wenn man daraus einen süßen Brei kochen möchte. Für diesen Zweck würde ich Roggen eher nicht empfehlen, da er zu kräftig und herb im Geschmack ist. Die Herstellung ist ganz einfach: Das ganze Korn wird in einer Pfanne oder im Ofen gleichmäßig angeröstet, bis es fein duftet und leicht bräunlich wird. Danach wird es frisch gemahlen – idealerweise direkt vor der Verwendung. Das Ergebnis ist ein aromatisches Mehl mit nussigem Geschmack, das sich wunderbar als Grundlage für Breie oder Suppen eignet.
Musmehl selber machen – so geht’s
Musmehl lässt sich ganz einfach selbst herstellen – und der Unterschied zu gekauftem ist wirklich enorm. Zuerst wählt man das Getreide aus, wäscht es nicht, sondern gibt es direkt trocken auf ein Backblech. Bei 150 Grad wird es im Ofen geröstet, und zwar für etwa anderthalb bis zwei Stunden. Je länger es im Ofen bleibt, desto intensiver wird der Geschmack – hier kann man ganz individuell entscheiden, wie kräftig das Musmehl am Ende sein soll. Ich persönlich mag es, wenn das Korn goldbraun ist und nussig duftet – aber nicht zu dunkel. Gekauftes Musmehl ist mir meist viel zu stark geröstet. Es überdeckt den eigentlichen Geschmack des Getreides, wirkt oft verbrannt und verliert dadurch seine feinen, ursprünglichen Aromen. Wenn man es selbst macht, kann man genau diese Aromen herausarbeiten – mild, malzig, nussig – und jedes Getreide bringt dabei seinen ganz eigenen Charakter mit.


Zutaten
- 120 g Musmehl
- 250 ml Milch oder Alternative
- 1–2 TL Honig
- ½ TL Zimt
- 1 Stück Eigelb oder zwei Wachteleier
- 15 g Butter
- 150 g Joghurt
- 100 g Früchte z. B Beeren, Zwetschgen oder Äpfel
Zubereitungsanleitung
- Die Milch in einen Topf geben und erwärmen. Wenn die Milch anfängt zu dampfen und kurz vor dem kochen steht, dann kann das Musmehl eingerührt werden.
- Der Brei darf nun auf niedriger Flamme für ca. 5 Minuten kochen. Danach sollte er eingedickt sein, die Konsistenz allerdings trotzdem noch etwas flüssig und nicht stichfest.
- Bevor der Brei jetzt in Gläser gefüllt wird, wird noch der Zimt und der Honig eingerührt, sowie das Eigelb. Der fertige Brei kann nun in beliebige Förmchen oder Teller abgefüllt werden.
- Auf den noch heißen Brei kommt das Stückchen Butter, dieses lassen wir vollständig schmelzen, bevor wir den Joghurt und die frischen Früchte draufgeben. Guten Appetit!
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